Nuancen in Grau


Eigentlich sollten wir jetzt in Argentinien sein. In Argentinien, weil seit letzten Freitag, 17 Uhr, bei uns die Herbstferien ausgebrochen sind und unsere Idee war, da hin zu reisen. Nur haben wir schnell einmal bemerkt, dass dies 2020 kein guter Plan wäre. Also haben wir uns für die Schweiz entschieden, denn … «die Schweiz ist ja auch schön!»

Doch die Schweiz ist nicht schön! Die Schweiz ist hässlich, genauso hässlich wie Wanne-Eikel, Upflamör, der Titicacasee oder Tschitschiwauwau, wenn’s regnet.

Da wir uns nun darin üben, das Gute im Schlechten zu sehen, bewundern wir jedes Nebelchen, das dem tropfnassen, düsteren Regenwald in den grauen Himmel entsteigt, jede scheinbare Aufhellung im Dunkelgrau, jede spiegelnde Pfütze, die ein einmaliges Kunstwerk darstellt. Und wenn es gerade mal nicht regnet, geraten wir innerlich in Aufruhr, die sich in einem veritablen Begeisterungstaumel zu entladen drohte, wenn da nicht die nächsten, triefenden Regenwolken dem sich anbahnenden, emotionalen Höhenflug in den Weg stellen würden.

Also schaue ich in den Fernsehapparat, wo gerade die Abstimmungsresultate bekannt gegeben werden. Das verspricht Spannung – aber nicht wirklich. Und wenn dann die sonntäglich gekleideten Politikerinnen und ihren Kravatte-tragenden Kollegen - mit dem allgegenwärtigen Hinweis auf Corona – Niederlagen schönreden ist der Zeitpunkt gekommen, das Heft selbst in die Hand zu nehmen, diesen Blog zu schreiben und sich anschliessend hinter die Buchhaltung 2019 zu klemmen, um wenigstens etwas Farbe in den tristen Ferienalltag zu bringen.

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